Vor gut eineinhalb Wochen haben wir mit unseren Hunden Urlaub in den Bergen gemacht. Was da besonders dran ist? Urlaub ist immer eine Herausforderung für Hunde. Für manche mehr, für manche weniger. Für meinen Freddo ist es eine große Herausforderung und trotzdem konnten wir diese traumhaften Tage genießen!
Geplant war, dass ich hier an dieser Stelle blogge, das WLAN war anderer Meinung. Also gab es die einzelnen Teile zunächst als Post auf meiner FB-Seite und jetzt nochmal zum Nachlesen zusammengefasst ; )
Ich widme diese Mini-Serie meinem Freddo! Diesem Hund, der mich an die Hand genommen und gesagt hat, gib niemals auf, such solang bis du einen Weg gefunden hast, der sich für uns beide gut anfühlt. Auch wenn es sich zwischendurch scheinbar gut anfühlt, sei ehrlich zu dir und zu mir. Und dann such weiter ❤
Freddo wird im Mai 10 Jahre alt und wenn ich mir etwas wünschen darf, dann noch viele gemeinsame Jahre voller Lebensfreude, Schalk und Unbekümmerheit ❤
Teil 1 - Ankommen lassen
Wir sind grad in den Bergen. Ein paar Tage Auszeit, Sonne genießen und noch ein bissl im Schnee stapfen und wutzeln, Gerüche inhalieren und vor allem ein wenig zur Ruhe kommen - innen und außen, Zweibeiner und Vierbeiner.
Gestern Nachmittag sind wir angekommen. Auto fahren ist für Freddo alles andere als angenehm. Und doch war es dieses Mal anders! Eine Veränderung war für mich schon Wochen zuvor zuhause ganz eindeutig festzumachen. Unser gemeinsamer Dummy-Spaß am See - bei dem wir ja das Auto nutzen müssen um an den See zu kommen - hat offensichtlich eine Emotion verändert, die mit dem Auto fahren in Zusammenhang steht. Ich kann den Zeitpunkt sehr exakt bestimmen an dem es zu dieser Veränderung gekommen ist. Es war richtig spürbar und dieser Hund strahlte mich aus jeder Faser an.
Dieser Umstand machte es mir ein wenig leichter, mich für diese Woche entscheiden zu können, ganz sicher war ich mir allerdings nicht. Ich hatte Angst, dass die zweistündige Fahrt Freddo wieder den Boden unter den Füßen verlieren lassen würde… aber manchmal kommt es eben anders...
Äußerst hilfreich bei derartigen Unterfangen - sich ein wenig an Routinen und Abläufe zu halten, die die Hunde von zuhause kennen. Mein „Wunsch“ für diese Tage ist, dass vor allem Freddo diese Zeit genießen kann und sich nicht in Stress verliert wie es schon so oft passiert ist. Gepetto tut sich mit solchen Dingen leichter und trotzdem braucht auch er ein gewisses Maß an Unterstützung.
Also war zunächst hier ankommen angesagt. Irgendwann vor dem Abendessen gab es dann zwei kleine Einzelrunden - schließlich muss man wissen, wo man gelandet ist - Urlaub ist ein menschliches Konzept!
Nachdem schon die Autofahrt deutlich weniger belastend war als in der Vergangenheit konnte Freddo sich in aller Ruhe umschauen, Gerüche wahrnehmen, sich an Bekanntes erinnern, Spaß im Schnee haben und völlig zufrieden wieder mit mir zurückgehen.
Wo war bloß dieser Hund, der mit allem Neuen schlichtweg überfordert war? Der sich vor allem in wenig bekanntem Umfeld mit keiner Faser seines Körpers spürte und einfach nur rennen wollte?
Die Vorraussetzungen für diesen Urlaub sind wohl andere und die Karten scheinen neu gemischt…
Ich lade euch ein, uns ein paar ausgewählte Tage zu begleiten. Es gibt inzwischen einige berührende Momente, die zeigen, wie man sich auch mit einem Hund, der schnell überfordert sein kann, neue Wege „erarbeiten“ kann. Viel Spaß dabei!
Teil 2 - Alltagsroutinen und Urlaubsroutinen
Routinen geben Sicherheit. Menschen und Hunden. Routinen geben uns ein Stück weit Wohlbefinden, wir müssen nicht jeden Tag aufs Neue überlegen, was wann zu tun ist. Ich spreche hier nicht von minutiös einzuhaltenden Routinen, deren Sklaven wir sein sollen sondern von einem guten und individuell erprobten und für gut befundenem Gefüge, das das Zusammenleben von Individuen vereinfacht. Es ist das, was jeder von uns jeden Tag lebt und bei jedem von uns sieht es natürlich ein bissl anders aus.
Für Hunde sind das klassischerweise Fütterungszeiten, Gassizeiten, Abläufe, Interaktionen, auch die Gestaltung von Spazierwegen aber auch - ins Detail gedacht - die Art und Weise des Anziehens/Anleinens, das Aus-dem-Auto-steigen und noch vieles mehr.
Für Hunde, die leicht aus der Fassung zu bringen sind, sind Routinen ein Sicherheitsnetz!
Ist man ein eingespieltes Team funktioniert vieles wie von Zauberhand ; ) Den meisten von uns ist gar nicht bewusst, dass sie in vielen Bereichen Routinen leben - viele würden sagen: „Wir machen das halt so“.
Für mich ist das unter anderem eine gute Basis wenn man seine Komfortzone verlassen muss oder will - was bei einem Urlaub durchaus auch der Fall ist.
Wenig Sinn macht es, seine Alltagsroutinen 1:1 in das Urlaubsgefüge übertragen zu wollen aber das Grundgerüst kann man ziemlich gut miteinpacken. Für die Urlaubszeit werden natürlich zusätzliche und angepasste Abläufe nicht ausbleiben.
Wir haben hier in den Bergen ein tolles Haus mit Balkon aber ohne Garten. D.h. die Hunde in der Früh zum Lösen in den Garten schicken, entfällt und wir „müssen“ gleich nach dem Aufstehen in voller Montur mit Geschirren und Leinen raus. Wahrscheinlich ist das für mich Nicht-Morgenmensch anstrengender als für die wilden Locken. Spätestens an Tag 2 war dieser Ablauf als normal abgespeichert und die beiden stellen sich zum Anziehen an.
Eine Routine, die wir übernehmen konnten - Einzelspaziergänge ungefähr um die gewohnte Uhrzeit, um die Umgebung in Ruhe kennenzulernen und Wege für eine mögliche Wanderung zu erkunden. D.h. Freddo blieb im Haus um noch weiter zu ruhen während ich mit Gepetto unterwegs war. Am frühen Nachmittag war´s dann umgekehrt.
Urlaub ist selbstverständlich dazu da um aus dem Vollen zu schöpfen - wie immer das individuell aussehen mag. Als sehr geerdete Person ist Gepetto entsprechend aufgeschlossen und unternehmungslustig. D.h. mit ihm bin ich deutlich länger unterwegs als zuhause. Aber auch mit Freddo unternehme ich mehr als gewohnt, bei ihm vielleicht ein wenig genauer dosiert und deutlich mehr beobachtend.
Die letzten Tage haben wir wie gesagt damit verbracht, uns hier gut einzufinden und auf Entdeckungstour zu gehen. Wir haben den näheren Bereich vor dem Haus als sowas wie unsere Siedlungsrunde zuhause etabliert, wir haben im metertiefen Schnee den Keller für ein Iglu ausgehoben und heute um die Tiefgarage ergänzt. Beide Hunde sind tiefenentspannt, haben Spaß und genießen die Zeit hier mit uns gemeinsam.
Heute war im Übrigen Ruhetag! (Den gibt´s auch zuhause immer wieder) D.h. wir sind hauptsächlich auf der Couch anzufinden gewesen und machen 2-3 kleine Runden vor dem Haus mit ein bissl Graben im Schnee (Tiefgarage! ;) )
Fazit bis jetzt - zufriedene Hunde, zufriedene Menschen <3
Teil 3 - Balance
Eine gute Balance im (Zusammen-)Leben mit (oder ohne) Hund zu finden, ist ja nix was ausschließlich für den Urlaub hilfreich ist ; ) Und trotzdem nimmt dieses Thema rückblickend auf die vergangenen Tage für mich einen besonderen Stellenwert ein.
Die Summe an Kleinigkeiten haben dann doch in ihrer Gesamtheit, die Wirkung, die man eben gerne hätte oder so gar nicht brauchen kann.
Und so wurden bei uns ein paar Dinge eben jeden Tag neu bewertet und eingeordnet. Wie zum Beispiel die Entscheidung Einzelspaziergänge oder gemeinsame Ausflüge und kleine Abenteuer.
Ist man mit zwei oder mehreren Hunden unterwegs - und das seh ich auch im ganz normalen Alltag so - haben gemeinsame Spaziergänge eine höhere Dynamik als Einzelspaziergänge. Diese Dynamik sollte man gut händeln können. Denn hat man einen Hund dabei, der empfänglich für „OMG ist das alles AUFREGEND hier!!“ ist, steigert sich diese Dynamik ziemlich sicher und auch sehr schnell ins Bodenlose und letztendlich in Frust auf allen Seiten. Und schließlich hat man als Mensch auch mal Tage, an denen man nicht soviel Energie und Konzentration aufbringt alle „Bälle“ in der Luft zu halten.
Urlaub ist dazu da um zu genießen und klar will man die Zeit nutzen. Wir Menschen verbinden dieses Nutzen nur allzu gern mit Aktivität. Hat man eine Woche Urlaub sollte doch ein Ruhetag für die Hunde genügen, den Rest der Zeit will man ihnen schließlich etwas Gutes tun und so viel wie möglich in der Natur unterwegs sein. Wie gesagt - Urlaub ist ein menschliches Konzept und es lohnt sich wirklich auf seine Hunde zu hören, wenn die der Meinung sind, dass ZWEI Ruhetage wirklich richtig gut tun.
Es geht mir nicht darum, dass Hundehalter, die mit ihren Hunden Urlaub machen, die gesamte Zeit zu 100% auf ihre Vierbeiner abstimmen. Ganz im Gegenteil - es geht darum gut hinzuschauen, zuzuhören, zu beobachten und gute Kompromisse zu finden, mit denen Menschen und Hunde entspannt und zufrieden sein können. Es geht darum, dass man einen gefassten Plan über Bord werfen kann, eine Wanderung abbricht und wieder nachhause geht und verschiebt oder gar ausfallen lässt. Es geht darum flexibel und wohlwollend zu bleiben.
Dann nämlich kann es durchaus passieren, dass man mit unglaublich schönen und berührenden, gemeinsamen Momenten beschenkt wird <3
Teil 4 - Nix muss. Alles darf.
Ein Satz, der mich eigentlich eher unrund macht als unterstützt. Ein Satz, der immer wieder an Hundehalter als gutgemeinter Rat weitergegeben wird, oft mit nur mäßigem Erfolg. Und dennoch hat er in der vergangenen Urlaubswoche für uns alle als Leitgedanke gute Dienste geleistet…
Mit einer kleinen Hibbelbiene unterwegs zu sein, ist schlichtweg eine Herausforderung. Braucht man schon im Alltag einen guten Rahmen, einen Plan und Routinen, an denen sich das Bienchen festhalten kann um nicht den Boden unter den Füßen zu verlieren, bedeutet das außerhalb des Gewohnten nochmal eine Steigerung. Da hilft´s tatsächlich sich in Gelassenheit zu üben, genau hinzusehen, was grad möglich ist und sich über Momente freuen, die man so gar nicht erwartet hätte.
Wir konnten z.B. gleich zwei kleine Schneewanderungen gemeinsam unternehmen. Erhofft hatte ich eine und selbst wenn die nicht zustande gekommen wäre, hätten wir richtig schöne Einzelspaziergänge genossen.
Den ersten Versuch einer gemeinsamen Wanderung mussten wir abbrechen. Die Nacht davor war richtig unruhig, Schneelawinen rumpelten vom Hausdach, was die Hunde gemeldet haben, ein schlaftrunkener Gepetto, der seinen Freddo nicht erkannte und entsprechend unwirsch reagierte und ich natürlich alles andere als ausgeschlafen. Es kam wie es kommen musste - ich wollte unbedingt, die Hunde sagten, das ist alles zuviel, wenn dann wird wild gewuselt. Letztendlich sind wir nach einer Viertelstunde wieder heim und haben das Unterfangen auf den nächsten Tag verschoben.
Urlaub bedeutet für uns Menschen Qualitätszeit, genießen und soviel wie möglich an guten und schönen Momenten mitnehmen. Schließlich zehren wir ein Stück weit davon, wenn uns der Alltag wieder hat. Sind mehrere Individuen gemeinsam unterwegs, braucht es ein wenig Rücksichtnahme und ein paar Kompromisse. Nicht jeder teilt die Bedürfnisse des anderen und mit ein wenig Feingefühl und Abstimmung kann dennoch ein schönes Miteinander entstehen.
Unsere Urlaubswoche ganz konkret zusammengefasst, hat so ausgesehen:
*) Ankommen lassen
*) Routinen etablieren
*) Einzelspaziergänge um die Umgebung in aller Ruhe zu erkunden
*) Kleinere gemeinsame Ausflüge
*) Gemeinsame Wanderungen
*) Auszeiten für die Hunde - während der Essenzeiten blieben sie z.B. im Haus
*) Gemeinsame Ruhezeiten mit den Hunden
*) Die Sonne genießen
*) Beschäftigung für die Hunde, die Ruhe und Entspannung bringen
Das Ergebnis waren zufriedene Hunde - eine überaus geerdete Hibbelbiene und zufriedene und erholte Menschen, die alle inzwischen wieder zuhause angekommen sind. Die nächsten Tage werden ein wenig ruhiger sein um wieder gut anzukommen.
Mir ist natürlich klar, dass es Hunde gibt, mit denen man nicht auf Urlaub fahren kann, weil es einfach zuviel wäre. In unserem Fall hat es gepasst auch wenn ich mir im Vorfeld immer viele Gedanken darüber mach ob es denn auch die richtige Entscheidung ist.
War es. Definitiv. War es auch deshalb weil man manchmal auch mutig sein darf und an seinen Grenzen (und denen seiner Hunde) kratzen darf. Ganz ohne Erwartungshaltung, ganz ohne Druck wie denn nun ein Urlaub mit Hund auszusehen hat. Denn - nix muss, alles darf ; )
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