Seit einiger Zeit verfasse ich für meinen Kundenkreis kurze Beiträge, die das Zusammenleben mit Hund aus etwas anderer Perspektive beleuchten. Diese Beiträge sollen darin unterstützen, die Kommunikation zwischen Mensch und Hund klarer werden zu lassen, das Gesamtbild zu sehen und mutig zu werden, über den Tellerrand hinauszuschauen und auf sein Gefühl zu vertrauen. Im Englischen gibt es den Begriff "Beyond the operant", der nix anderes heißt als dass gutes Training wichtig und richtig ist aber das Leben mit Hund deutlich mehr umfasst. Jede gut geführte Hundeschule wird das auch bestätigen. Ich hab mich entschlossen, diese Beiträge hier auf meiner Seite zu veröffentlichen - ohne Anspruch auf die "reine" Wahrheit. Denn das Leben ist individuell. Immer. Und als solches zu betrachten und wertzuschätzen. Viel Spaß beim Lesen!
Ganz oft höre ich den Satz “Ja aber mein Hund will doch so schnell gehen!”
Ist das so? Oder treiben wir schlichtweg unsere Hunde vor uns her? ??
Langsames Gehen bzw. gehen in gemächlichem Tempo und ab und an auch mal stehen bleiben und die Natur bewusst wahrnehmen, sind zwei ausschlaggebende Faktoren wie wir mit unseren Hunden draußen unterwegs sind.
Beobachtet man Straßenhunde so wird man kein Individuum finden, das aufgedreht wie ein Duracellhaserl durchs Revier rennt. Warum tun das dann unsere Hunde?
Natürlich gibt es hier keine allgemein gültige Antwort und natürlich kommt es auf Vieles an - was dennoch ganz oft zutrifft - wir haben es ihnen gelernt!
Wir Menschen sind grundsätzlich viel zu schnell für unsere Hunde - mit unseren Zielen, unseren Erwartungen und eben auch mit unserem (Geh-)Tempo.
Gemächlich mit seinem Hund unterwegs zu sein, darf geübt werden. Es ist eine bewusste Entscheidung und zugegeben zu Beginn braucht’s eventuell ein wenig Überwindung. Vor allem wenn man mit lustigen Wuselhunden unterwegs ist ; ) oder dein Hund diesen eingeübten “Wettlauf” einfordert - mit Leinenziehen und Vorwärts-kommen-wollen. Schafft man es hier Ruhe und Entspannung (dafür gibt´s viele tolle und vor allem sehr einfache Möglichkeiten) reinzubringen, bekommt der gemeinsame Spaziergang eine ganz neue, ungeahnte Qualität!
Wenn ich hier von gemächlichem Gehen schreibe, meine ich nicht, dass ich meinen Hund künstlich ausbremse um mit ihm scheintot durch die Gegend zu schlurfen. Was ich meine ist, genau hinzuschauen -
+ ob mein Hund genug Zeit bekommt, sich mit seiner Umwelt in seinem persönlichem Tempo auseinanderzusetzen,
+ an welchen Stellen es mehr Zeit braucht, um zu verweilen oder
+ welche Teilstrecken ein wenig flotter passiert werden,
+ ob er sich wohlfühlt wenn ich mit ihm stehen bleib oder ein paar Schritte vorausgehe, damit er wieder aufschließen kann (auch da gibts individuelle Vorlieben)
Das alles funktioniert übrigens mit (langer) Leine und auch im Freilauf!
Was das alles bringt? - In erster Linie Nähe!
Und natürlich Verbundenheit auf eurem gemeinsamen Spaziergang, die einer größeren Distanz zwischendurch locker Stand hält.
Probiert es aus! Ganz bewusst!
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